Schulzentrum  Pfaffenhausen

 

-  ein kleiner Abriss seiner Geschichte  -

 

        Wenn Pfaffenhausen wieder einmal einen Abschluss seiner „Schularbeiten“ feiert, steht es in einer durchaus beachtlichen Tradition, was Bewusstsein um Kultur, Bildung und Zukunftssicherung angeht. Im Grunde ist es eine Erfolgsgeschichte, die schon über ein halbes Jahrtausend währt und immer wieder neue Akzente erfahren durfte, bis herein in unsere bildungspolitisch definierte Zeit.

 

 

                                                                                                 

Frühe Entwicklung:  

 

Schon vor 600 Jahren  leistete sich Pfaffenhausen eine Schule, zu einer Zeit, als solches auf dem flachen Land,  für eine vorwiegend landwirtschaftlich orientierte Bevölkerung noch keineswegs erforderlich,  geschweige denn zum Pflichtstandard  gehörig erschien.   Dem Marktflecken lagen aber  ganz andere Voraussetzungen zugrunde. -  Es ist  wohl dem weitblickenden Orts- und Landesherrn kirchlicher Prägung zuzuschreiben, der die Notwendigkeit von Schulbildung als Grundbedingung für entsprechende Entwicklung in seinem  Hoheitsgebiet erkannte und diese förderte. 

        Der Heimatforscher Julius Sesar zählt Pfaffen­hausen zu den allerfrühesten Marktschulen Schwabens, datiert ihre Entstehung an das Ende des 14. Jhrdts, nachdem der Bischof von Augsburg den Ort schon 1295 erworben und seinem Hochstift einverleibt hatte. Das bedeutete natürlich, dass die Schulbildung stark religiös-kirchlich ausgerichtet blieb. Interessant übrigens, dass sich aus dieser Pfaffenhausener Schule dann überdurchschnittlich viele Studieren­de an Universitäten (z.B. Heidelberg, Ingolstadt, Freiburg, Dillingen) fanden. Einer von ihnen war Dr. Wilhelm Vogt, späterer Advokat und Großvogt Ritter Georgs v. Frundsberg. Ein anderer, völlig gegensätzlich ausgerichtet, Martin Bursjäger - auf der Kronenwirtschaft beheimatet - , Anführer des berüchtigten „Winzerer Fähn­leins“ im Bauernkrieg 1525. Weiter finden sich unter jenen Studenten auch zahl­reiche spätere Kleriker.

      Auch damals wurde bereits um Anpassung an die Erfordernisse der Zeit gerungen. Neben Lesen, Schreiben, Rechnen, „musica“, Gedächtnisübungen, kam auch Unterweisung in „Gegenständen des praktischen Lebens“. Aus der Zeit um 1674, unter dem bedeutenden Pfarrherrn Ilsung von Khunenberg, stammt sogar eine erste „Schulordnung“, mit 20 Artikeln, gegenüber denen ein Pädagoge von heute wohl etliche Kopfstände vollführen würde. Während anderswo aber nur ein paar Prozent der Kinder zur Schule gingen, und ein Lehrer zu den gesellschaftlich zweitrangigen Berufen zählte, klagte 1737 der Schulmeister hier, „dass 100 Kinder in die Schule gehen würden, wenn nur der Platz dafür vorhanden wäre“.

 

Im Wandel der Jahrhunderte:

 

       Mit dem Bau des Priesterseminars 1734 und dem Zeitalter der Aufklärung im 18. Jhdt. erhielt das Schulwesen in Pfaffenhausen weiteren Auftrieb. Fürstbischof Clemens Wenzeslaus, letzter Ortsherr des Marktes und Erbauer der hiesigen Pfarrkirche, beruft Josef Anton Schneller, den profiliertesten Pädagogen seiner Zeit, ans Seminar, und erwirkt so auch einiges an  Abfärbung  auf den Einsatz bei Kindern.

Von 1771 - 1773 gibt er entscheidende pädagogische Impulse, unterbreitet zwei Jahre später, inzwischen Universitätsprofessor in Dillingen, seine große, mustergültige Schulreform für das ganze Hochstift,  Beginn auch ei­ner ersten gezielten Lehrerbildung. 

        Kaum eine Generation danach, im Zuge der Säkularisation, verliert Pfh. 1803 das Priesterseminar, sein bedeutendes Bildungshaus, gleichzeitig das Jahrhunderte währende Mäzenatentum der Diözese. -  Andererseits kam mit der Übernahme des Schulwesens durch das Kurfürstentum Bayern auch die Schulpflicht, wohl der nachhaltigste Fortschritt für die Bürger des Landes allgemein! Zu der „Trivialschule“, wie sie genannt wurde, bestand nun Besuchspflicht vom  6.- 12. Le­bensjahr; für die 13 - 18-jährigen galt die „Sonntagsschule“. 

        Zunächst wurde 1836  das alte Lehrer-/Mesner-/Schulhaus neben der Kirche noch erweitert, bot nun Platz für 120 Schüler in 2 Räumen. 1848 wechselte die Schule dann sinnvollerweise in den Südflügel des inzwischen leer stehenden Seminars. Von dort wurde sie wieder verdrängt, als Dominikus Ringeisen 1891 das Gebäude kaufte und zum Blindenheim ausbaute. Damals errichtete der Markt ein erstes eigenes Schulgebäude, zwischen Kirche und Kreuzwirtschaft, welches von 1894 – 1959 der Beschulung von 4 Klassen dienen konnte, seit 1936 bereits auch für die Weilbacher. Heute befindet sich in diesem umgestalteten Gebäude der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Pfaffenhausen.

 

    Um einer wachsenden Schülerzahl und den Ansprüchen neuer Schulgesetze gerecht zu werden, baute der Markt 1959 am südlichen Ortsrand erneut ein Haus, mit Schulküche, Klassen-, Gruppen-, Verwaltungs- u. weiteren Funktionsräumen.

Damit schien für längere Zeit bedarfsgerecht und zukunftsweisend gehandelt worden zu sein.

Erste markteigene Schule 1894, heute VG
Erste markteigene Schule 1894, heute VG
Schulhaus von 1959, vor Erweiterungen
Schulhaus von 1959, vor Erweiterungen

 

Schulverband:

       Doch schon wenig später, wohl im Zusammenhang mit dem „Sputnikschock“, setzte eine neue große Bewegung ein, welche die ganze letzte Generation  stark beschäftigte. Unter dem Begriff „Landschulreform“ startete eine Bildungsoffensive, die bis heute wirkt und immer noch weitere Entwicklung erfährt: Neue Standards, neue Lehrpläne, Auflösung jahrgangsübergreifender Klassen, Fachangebote, Wahlunterricht, qualifizierende Abschlüsse, …

 

Das konnten kleinere Dorfschulen nicht mehr leisten, also Zusammenschlüsse, Schülertransport zu einem Zentralort!  Wieder einmal bot sich Pfaffenhausen dank seiner Mittelpunktslage als Standort für solch eine „Verbandsschule“ an.

 

Mit Wirkung vom 1. September 1964 verfügte die Regierung von Schwaben zunächst den Zusammenschluss für Pfaffenhausen, Weilbach, Unterrieden, Egelhofen.

Ab Herbst 1965 kam Bronnen dazu. Zum 1. August 1969 wurden schließlich alle umliegenden Gemeindeschulen aufgelöst  und „der große“ Schulverband aus 12 Gemeinden gebildet. Lediglich Breitenbrunn führte bis 1971 noch selbständig eine eigene GS mit Schüleraustausch Loppenhausen.  -

 

Nicht zu übersehen, dass dieser Schulverband  bereits  die  Grenzen der  später (1978) gegründeten   Verwaltungsgemein­schaft vorweggenommen hat!

 

Im Hinblick auf all diese Erwartungen stellte der Markt bereits frühzeitig die entsprechenden Grundstücke und ging 1968 – 1971 Stück um Stück in die Er­weiterungsbauten des 1959er-Gebäudes, wie sie die Gesamtanlage der Schule bis heute weitgehend bestimmen: Klassen- u. Fachräume, Turn- u. Schwimmhalle, Freiplätze, Verkehrsgarten, ...  1978 schließlich verkaufte der Markt das Gebäude an den Schulverband. Die Baukosten konnten dafür mit 5,5 Mio DM eingerechnet werden. Eine letzte größere Aktion blieb noch 1984 der Bau der Sportanlage („vor der Tür“), die weiter fast ½ Mio verschlang.   -   Erst mit dem Bau der Dreifachturnhalle  2003/04 und den neuesten Maßnahmen hat sich das Erschei­nungsbild der Schule nochmals gewandelt.

Die Verbandschule aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts
Die Verbandschule aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts

 

Sanierungsjahre:

       Nach allgemeinem Empfinden bedeutet Stillstand schon Rückschritt. Bereits in den 90er Jahren zeichnen sich Engpässe im Sportbereich ab, und der Ruf nach neuen, besseren Anlagen wird lauter. Das Hochwasser 2002 - Segen nun oder Fluch? - zerstört die Technik des Schwimmbades, zwingt zum Handeln. Nach langem heftigen Hin und Her wird das ungeliebt kostspielige Lehrschwimmbecken zugunsten einer teureren,  aber zukunftsorientierteren Dreifachturnhalle aufgegeben.

Dieses System wird im Juli 2004 als südlicher dominierender Anbau bezogen.

       Damit ist gleichzeitig auch der Startschuss gegeben für weitere Sanierungsarbeiten. Zwar gehen inzwischen die Schülerzahlen kontinuierlich zurück -  Auswirkungen des Geburtenschwunds und der Abwanderung an weiterführende Schulen.

Von der Höchstzahl 971 in der Anfangsphase des Schulverbands bleiben im laufenden Schuljahr nur 456 übrig; innerhalb einer einzigen Generation ein Absturz um die Hälfte!  -   Aber gerade um den Schulstandort noch zu sichern, wurden nun Investitionen größeren Ausmaßes erforderlich. Die Aufwertung zur jetzigen „Mittelschule“ war nur möglich aufgrund entsprechender Vorleistungen über viele Jahre, die sowohl Gebäudeanpassung wie innere Strukturen umfassten! Nur so kann und konnte sich der Schulverband Pfaffenhausen als modernes Schulzentrum und leistungsfähige Bildungsstätte für die ganze Region erhalten!

 

Umfang eines 11-Millionen-Projekts zur Modernisierung:

Komplette Rück- und Neuaufbauten für energetische Sanierung, Heizung, Fassaden + Fenster, Elektroinstallation, Schalldämmung, ...

 

Ab

2003  Dreifachturnhalle

2005  Bauteil C: Aula, Technik, Ganztagsbetreuung, Fachräume, 2006  Bauteile B/F/X: EDV, Klassenzimmer, Schulküche, Bücherei,

2010  D/E: Lehrertrakt + Klassen

2011   Außenanlagen, Pausenhöfe 

      Im Inneren: Einführung von M-Klassen im Verbund mit Kirchheim, wiederholt Evaluationen zur Optimierung von Unterrichtsentwicklung und Qualitätsmanagement,  Beitritt  zum Mittelschulverbund „Oberes Mindeltal“ (Kirchheim, Pfh. MN, Dirlewang)

2012 Abschluss der (Bau)arbeiten  -  Grund zum Feiern !

 

Hans Konrad

 

 

Quellen:

Julius Sesar: „Die Schule des Marktes Pfaffenhausen a.d. Mindel“

Wilhelm Rampp:  „10 Jahre Schulverband Pfaffenhausen“

Archiv der Grund- u. Mittelschule Pfaffenhausen

Chronik des Marktes Pfaffenhausen